Dienstag, 3. Mai 2011

Besuch aus der Heimat

Letzten Dienstag war es dann soweit: Mein Vater und meine kleine Schwester kamen zu Besuch nach Moldawien. Mit ihnen kam dann auch endlich fruehlingshaftes Wetter.
Da Georg zur Zeit auf dem YIMC in Deutschland ist, war bei uns in der WG auch Platz fuer die Beiden, was allerdings einen Grossputz in der Wohnung dienstagvormittag noetig machte.
Interessant war der Unterschied in der Wahrnehmung von Land und Leuten zwischen meinem Vati und mir.
Nach einem guten halben Jahr habe ich mich doch schon ein wenig an alles gewoehnt: Den rumliegenden Muell , die kaputten Strassen, die mehr oder weniger heruntergekommenen Haueser, ...
Der Kommentar von meinem Vater dazu war, dass er verstehen kann, warum hier viele Leute Alkoholiker werden. Dabei sieht  jetzt alles schon viel freundlicher aus - jetzt im Fruehling im Vergleich zum Winter.
Aber nunja, auf dem Weg durch Moldawien am Mittwoch haben wir auch richtig schoene Gegenden gesehen.
Mit dem Auto gings zuerst nach Cricova, einem riesigen unterirdischen Weinlager. In dem teilweise noch aktivem Kalkbergwerk lagern tausende von Weinflaschen, die Gaenge untertage sind so gross, dass man mit dem Auto durch fahren kann. Besonders stolz waren sie dort auf Flaschen aus Herrman Goerings Sammlung, die Zehntausende Euros pro Flasche wert sein sollen. Der Sinn, so viel Geld fuer eine Flasche Wein auszugeben, die man dann doch nicht trinken kann, weil der Wein bereits schlecht ist, erschloss sich mir aber nicht ganz.
 Mein Vati konnte nur leider keine Verkostung machen, da ich mit dem Mietauto nicht fahren durfte.


Danach ging es nach Trebujeni, oder auch Orhei Vechi genannt. Dort ist auf einer Anhoehe neben einer neuen Klosteranlage noch ein altes, in Felsen gehauenes Kloster. Auf einem Felslager, gepolstert nur von einer Decke schlaeft dort auch noch ein Moench. Absolut sehenswert war die bildliche Darstellung am Klostereingang, warum man sich bekreuzigen soll: Mit jedem Strich, den man sich auf die Brust zeichnet, schlaegt man die Daemonen, die einem anhaften, in die Flucht ...



Auf dem Weg nach Saharna kam eine neu gebaute, glatte, breite Strasse, kaum Verkehr. Herrlich mal nicht von Schlagloechern durchgeruettelt zu werden.Wir kamen dort richtig voran.
 Aber es war zu schoen, um keinen Hacken zu haben und es hatte auch einen Grund, warum so wenig Verkehr war, einen Grund, den der Tankwart, den wir um den Weg gefragt hatten,vergessen hatte zu erwaehnen:  Mit einmal hörte die asphaltierte Strasse auf und mündete im Prinzip in einen breiten Feldweg.
Willkommen zurück in Moldawien.
Auf dem Weg durch Moldawien sah es für uns zumindestens so aus, als ob das Leben auf dem Land schöner sein muss als in der Stadt, keine ueberfuellte, dreckige Stadt, viel weniger trostlos, keine teuren Wohnungsmieten, hinter dem Haus ein kleines Feld - Landidylle halt.
In Saharna angekommen, verpassten wir die Zufahrt ins Kloster, weil die Ausschilderung nur auf der Gegenfahrbahn vorhanden war. Die sahen wir dann, nachdem wir im nächsten Dorf umgedrehten und zurückfuhren. Wir kamen gerade zum Nachmittagsgottesdienst ins Kloster, der im Prinzip aus einem anhaltenden, inbrünstigen Gesang der Mönche bestand. Anschließend ging es zum berühmten Wasserfall in Saharna. Durch ein Stückchen Natur schlängelt sich ein Flüsschen, das an einer Stelle aus zu ca. 4 Metern Höhe eine Kaskade bildet. Eigentlich richtig schön. Was wir bloß nicht verstanden haben, ist, warum selbst an den vier, fünf bekannten Sehenswürdigkeiten in Moldawien, sprichwörtlich haufenweise Müll rumliegt. Eingeschränktes Bewusstsein, Gleichgültigkeit, Gewohnheit ?
Eigentlich wollten wir noch nach Soroca. Dort gibt es eine Festung aus dem 16. Jahrhundert und außerdem  ist es die sogenannte Zigeunerhauptstadt Moldawiens, wo auch der Zigeunerbaron lebt. Die Architektur in den Zigeunervierteln soll recht interessant sein, berühmte Gebäude aus aller Welt nachgebildet, kleine Burgen oder Schlösser, mal fertig gebaut, mal nicht, jenachdem, wie grade das Geld verfügbar ist.
Leider war es an dem Tag schon zu spät, so dass wir umkehren mussten.





Mittwoch früh ging es mit dem Zug nach Odessa. 5 Stunden für eine Richtung, reine Fahrtzeit wohl bei reichlich 3 Stunden, der Rest Warten an Bahnhöfen und Grenzkontrollen. In Odessa angekommen suchten wir das Hotel und anschließend ging es in den Zoo, vergleichbar vielleicht mit dem Leipziger Zoo kurz nach der Gründung. Wobei nicht die kleinen Gehege und die wenigen Tiere negativ auffallen, sondern die ungemähten Rasenflächen, die verfilzten Felle der Tiere - sprich die Ungepflegtheit. Aber dem Entsprechend billig war auch der Eintritt.
Nicht der Zoo, aber in unmittelbarer Nähe
Zu Eindrücken bezüglich der Stadt kann man sagen, dass es auf den Boulevards richtig schön ist, der Markt ein ganz klein wenig größer und unübersichtlicher ist als in Kischinau, der Strand an sich im Sommer bestimmt schön ist, die Bebauung rings um aber typisch russisch, man in der Stadt auffällig viele Matrosen und Juden sieht, wir haben auch mal kurz in eine Synagoge reingeschaut und die Stadt an sich einen viel reicheren Eindruck macht als Kischinau. Was mir beim Spazieren durch die Stadt nicht aus dem Kopf ging, ist, dass bereits 2008 160.000 Menschen, 16% der Bevölkerung, an AIDS erkrankt sind und Odessa damit neben der höchsten Neuinfektionsrate auch die höchste Infektionsrate in Europa hat. Jeder 6., dem du begegnest, hat AIDS. Wobei die Infektionsrate von Leuten in meinem Alter aller Wahrscheinlichkeit höher liegt.

In der Nähe des Bahnhofs in Odessa
Was mich an ein gewisses Klischee erinnert hat, war, als mein Vater und ich uns nach dem Abendessen in einer Gaststätte einen Vodka bestellten, unsere Tischnachbarn, 2 Männer, dahingegen gleich eine komplette Flasche.
Freitag Abend ging es dann auch schon wieder zurück nach Kischinau.


Samstags fuhren wir nach dem Gottesdienst nach Vadul-lui-Voda, ich zeigte meinen Leuten das Kinderheim und führte sie ein wenig durch den Kurort. Vom Strand am Fluss konnte ich sie aber nicht ganz so begeistern^^
Abends aßen wir zum Abschluss dann noch in einem modernen, moldawischen Restaurant und Sonntag Vormittag ging es dann schon wieder auf den Flughafen.

Auf Arbeit ist soweit alles wie gewohnt. Ich habe die letzten Wochen recht viel Zeit mit Abram, einem 7-jährigen Jungen, verbracht, der zusammen mit seinen 3 Geschwistern vor gut einem Monat zu uns kam. Dem Wetter entsprechend verbringen wir mehr Zeit draußen, sei es beim Arbeiten im Garten, oder beim Fußballspielen. Die Kinder freuen sich schon richtig auf Sommer, wenn sie im Fluss baden gehen können.


       

Mittwoch, 9. Februar 2011

Echte Qualitätsarbeit

Alles fing damit an, dass Montagabend das Fax im Büro der Kinderheimdirektorin nicht mehr funktionieren wollte. Nach eingehender Begutachtung der Kabelage, fiel uns auf, dass mehrere Kabel zum Dachboden führen.
Da das Kinderheim 2 getrennte Telefonnummer hat und über eins der Telefonkabel auch das Internet ankommt, sind wir davon ausgegangen auf dem Dachboden eine Art Verteiler, oder irgendein anderes Gerät, vorzufinden, aber alles, was wir am nächsten Tag gesehen haben, war das:













Echte Qualitätsarbeit eben^^! Alle Kabel nur ein bisschen verzwirbelt, kein Lötzinn, zum Isolieren maximal Klebeband. Das erklärte dann auch, warum sofort die Telefonverbindung weg war, als wir die Kabel bloß in die Hand genommen haben.
Wir haben dann zumindestens mit Lüsterklemmen halbwegs ordentliche Verbindungen gemacht.















Ansonsten geht´s uns hier ganz gut, das Wetter heute vormittag hat uns schon ein wenig an den Sommer träumen lassen und was noch erwähnenswert ist, ist, dass Eva diese Woche ausgezogen und statt ihrer ein Moldawe bei uns in die WG eingezogen ist.

Dienstag, 1. Februar 2011

Ich muss sagen, die Moldawen sind ein außerordentlich gastfreundliches Völkchen. Gestern Abend im Bus wurde ich von einem älteren Mann angesprochen, ob ich mich nicht auf ein Bier zu Ihnen setzen wöllte.
Ich habe dankend abgelehnt und der Mann ist wieder zu seinem Platz getorkelt, hat sich aus einer 2,5 Liter Flasche Bier nachgegossen, um sich anschließend, im Bus, eine Zigarette anzuzünden.